20-jähriges Jubiläum Youth-life-line
Youth-Life-Line feiert 20-jähriges Jubiläum
Youth-Life-Line, die Online Jugendberatung im Arbeitskreis Leben e.V. (AKL) Reutlingen/Tübingen feierte vergangenes Wochenende mit 160 geladenen Gästen sein 20-jähriges Jubiläum im Sudhaus Tübingen. Es war eine beeindruckende Rückschau auf die geleistete Arbeit und ein hoffnungsvoller Ausblick auf die weitere unverzichtbare Arbeit von Youth-Life-Line. Konzeptionell richtet sich die Onlineberatung an Jugendliche bis 21 Jahren, die sich in schweren Lebenskrisen oder in suizidalen Krisen befinden. Besonderes Kennzeichen der Beratung von Youth-Life-Line ist das »Peer-to-Peer Konzept«. Dies bedeutet, dass die jugendlichen Ratsuchenden, die sich online bei Youth-Life-Line melden, von gleichaltrigen Ehrenamtlichen per Mailberatung begleitet und unterstützt werden.
Silke Sacksofsky vom Vorstand des Arbeitskreis Leben, der als Verein Träger von Youth-Life-Line ist, wies darauf hin, wie wichtig die Arbeit von Youth-Life-Line noch immer ist, und dankte für die langjährige Unterstützung der Spender, Förderer und Wegbegleiter. Die Sozialdezernenten Horst Lipinski (Lkr. TÜ) und Andreas Bauer (Lkr. RT), sprachen die Grußworte, in denen deutlich wurde, wie aktuell das Thema Suizid und wie notwendig die Arbeit der Krisenberatung ist. Die Dezernenten waren voll des Lobes, Anerkennung und Wertschätzung und würdigten das Engagement der haupt- und ehrenamtlichen Mitarbeitenden.
Der Hauptreferent, Prof. Dr. Marc Weinhardt von der Universität Trier, stellte Ergebnisse aus seinen Untersuchungen zum Thema „Peerberatung und Ehrenamt im Kontext gesellschaftlicher Nachhaltigkeit“ vor und zeigte eindrucksvoll auf, dass das ehrenamtliche Engagement bei Youth-Life-Line die engagierten Jugendlichen nachhaltig beeinflusst. Dies zeigt sich beispielsweise im besonderen Maße bei der Berufswahl. Überdurchschnittlich viele Peer-Berater wählen soziale Berufe oder Berufe im Gesundheitswesen. Auch das private und berufliche Umfeld profitiert von deren Ehrenamt, da die Jugendlichen auch weit über ihr Engagement hinaus als Multiplikator*innen fungieren und wichtige Aufgaben im Bereich der Suizidprävention wahrnehmen.
Im zweiten Teil der Veranstaltung übernahmen die jungen Peer-Berater*innen selbst die Regie und stellten den Zuschauenden eindrucksvoll ihre Arbeit vor. Höhepunkt war die Lesung eines echten Falles, der anonymisiert von zwei Peer-Berater*innen in gekürzter Fassung vorgetragen wurde. Das Publikum war sichtlich gerührt und bewegt von der Arbeit, die die Peers seit nunmehr 20 Jahren bei Youth-Life-Line ausüben.
Rückblick auf eine wahre Erfolgsgeschichte
Im Juni 2002 wurde Youth-Life-Line als innovatives Modellprojekt mit dem Titel „Suizidgefahr – Suizidprävention: Jugendliche helfen Jugendlichen in Krisen“ konzipiert. Die Landesstiftung Baden-Württemberg förderte das Projekt für eine Laufzeit von drei Jahren. Mitgründer war außerdem die Erwin-Ringel-Stiftung, die durch die Initiative des Arbeitskreises Leben e.V. (AKL) Reutlingen/Tübingen entstand und den AKL mit der konkreten Umsetzung des Projektes beauftragte.
Im März 2003 ging Youth-Life-Line dann deutschlandweit als eine der ersten Peer-Beratungen online. Schon nach kürzester Zeit wurde deutlich, welch immensen Bedarf es an hilfesuchenden Jugendlichen gibt, die das spezifische Angebot der anonymen Peer-Beratung online gerne annahmen. Durch diesen Erfolg von Beginn an konnte 2005 noch eine Projektverlängerung um zwei Jahre erreicht werden.
Ende 2007 endeten sowohl die Trägerschaft der Erwin-Ringel-Stiftung als auch die Förderung der Landesstiftung Baden-Württemberg. Das erfolgreiche Projekt stand nun vor der Herausforderung der weiterführenden Finanzierung. Zunächst konnte der Beratungsbetrieb nur mittels „Notprogramm“ aufrechterhalten werden. Seit August 2007 ist Youth-Life-Line neben den beiden Krisenberatungsstellen in Reutlingen und Tübingen fester Arbeitsbereich im Arbeitskreis Leben e.V. (AKL) Reutlingen/Tübingen. Obwohl die Finanzierung weiterhin zu 50% aus Eigenmitteln erwirtschaftet werden muss, konnte zumindest für die Hälfte des Haushaltsbedarfs eine öffentliche Bezuschussung durch die Städte und Landkreise Reutlingen und Tübingen sowie die Stadt Metzingen erwirkt werden.
Im Laufe der Erfolgsgeschichte wurde Youth-Life-Line vielfach ausgezeichnet und erhielt u.a. den dm-Preis für Engagement „Helfer Herzen“, belegte den ersten Platz beim MachMitAward, erhielt bereits zweimal den Lilli-Zapf-Preis für herausragende Zivilcourage und das Land Baden-Württemberg ehrte YLL 2010 als vorbildliche Bürgeraktion. 2015 folgte der Deutsche Engagementpreis in der Kategorie „Leben bewahren“ in Berlin. Doch nicht nur das Ehrenamt der Jugendlichen wurde belohnt, auch die hohe Qualität der Beratung erntete 2012 Anerkennung. Für besonders wirkungsvolles Engagement erhielt Youth-Life-Line das „Phineo Siegel“ im Rahmen der Analyse zum Themenreport Depression.
Bis heute arbeitet Youth-Life-Line erfolgreich in der Beratung und Begleitung von suizidgefährdeten Jugendlichen, in der Suizidprävention sowie in der Qualifizierung von ehrenamtlich engagierten jungen Menschen. Mit langjähriger Erfahrung, fachlich-fundiertem Wissen und hoher Kompetenz wurden bereits 275 Ehrenamtliche ausgebildet. Es konnten mehr als 9.000 junge Menschen in suizidalen Krisen unterstützt werden. Dazu wurden mehr als 40.000 Mails versendet.